Die Beziehung zwischen Entzündung und dem Prozess des Alterns verstehen
Inflammaging (auch als "inflamm-aging" bezeichnet) ist ein Begriff, der die erhöhte Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen und damit verbundenen chronischen Erkrankungen bei älteren Menschen beschreibt.
Beschreibung
Inflammaging ist ein Merkmal des Immunoseneszenz-Prozesses, der mit dem Altern einhergeht und durch eine abnehmende Reaktion des adaptiven Immunsystems gekennzeichnet ist. Dieser Prozess beginnt mit der Geschlechtsreife und erstreckt sich über einen Zeitraum zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr, in dem die Rückbildung des Thymus abgeschlossen ist. Danach erfolgt keine Reifung von T-Lymphozyten mehr, was dazu führt, dass das Immunsystem auf die zuvor gebildeten T-Lymphozyten angewiesen ist. Im jungen Alter sind nahezu ausschließlich naive T-Lymphozyten vorhanden, während Effektorzellen nur in geringer Anzahl und Gedächtniszellen selten sind. Im Gegensatz dazu dominieren im Alter Effektorzellen, gefolgt von Gedächtniszellen, während naive T-Lymphozyten kaum vorhanden sind. Diese Umkehrung führt zu Veränderungen in der Ausschüttung von Zytokinen, wie eine reduzierte Produktion von Interleukin-2 und Interleukin-4 im Vergleich zu jungen Jahren sowie eine verstärkte Produktion von γ-Interferon. Diese Veränderungen beeinflussen die Reifung von B-Lymphozyten und die Produktion von Antikörpern.
Der Begriff "inflammaging" wurde vom italienischen Immunologen Claudio Franceschi geprägt und beschreibt das allgemein akzeptierte Paradigma, dass das Altern mit einer gesteigerten Freisetzung proinflammatorischer Botenstoffe einhergeht. Dieser Zustand einer leichten, systemischen und chronischen Entzündung unterscheidet sich erheblich von akuten Entzündungen, die durch fünf Entzündungszeichen gekennzeichnet sind.
Auswirkungen
Inflammaging führt dazu, dass Impfungen im Alter weniger erfolgreich sind als in jungen Jahren.
Darüber hinaus wird Inflammaging als Ursache für verschiedene altersbedingte Erkrankungen mit einer inflammatorischen Pathogenese angesehen, darunter Arthritis, Alzheimer, Arteriosklerose, Osteoporose und Diabetes mellitus.
Ein weiterer Aspekt ist, dass Inflammaging als eine Ursache des Alterungsprozesses selbst betrachtet wird. Inflammationen sind in jungen Jahren vorteilhaft und verbessern die Überlebenschancen gegenüber Pathogenen erheblich. Im Alter sind sie jedoch für den Organismus eher schädlich, wie die Theorie der antagonistischen Pleiotropie nahelegt. Dies wird durch Studien unterstützt, bei denen die Gabe von Sirolimus, einem Immunsuppressivum, die Lebenserwartung von Mäusen signifikant verlängerte.
Evolutionär betrachtet war das Überleben bis zum Ende der reproduktiven Phase entscheidend, und die nachteiligen Auswirkungen von Inflammaging traten erst nach dieser Phase auf. Daher konnte keine Selektion gegen Inflammaging stattfinden.
In jüngster Zeit erreichen viele Menschen ein höheres Lebensalter, für das das Immunsystem nicht ausgelegt ist. Diese längere Aktivitätsdauer führt zu chronischen Entzündungsprozessen, die langsam, aber sicher Organschäden verursachen und zu typischen altersbedingten Erkrankungen wie Osteoporose, Sarkopenie, Diabetes mellitus Typ 2, Alzheimer und Arteriosklerose führen können. Die Progression dieser Erkrankungen hängt stark vom individuellen Genotyp ab. Inflammatorische Genotypen altern tendenziell schneller, während eine kontrollierte Entzündungsreaktion ein langsames Altern ermöglicht.
Inflammaging wird auch als mögliche Ursache von Krebserkrankungen angesehen. Bei Hundertjährigen wurde vermehrt eine Genexpression festgestellt, die Entzündungsprozesse besser kontrolliert.
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